Pico Iyer – Die Kunst des Innehaltens
Und wenn ich je wieder suchen sollte,
wo mein Herzenswunsch
geblieben ist,
dann suche ich zuerst einmal bei mir.
Denn wenn er nicht da ist,
Habe ich ihn gar nicht erst verloren.
Mit diesen schönen Worten von Dorothy aus „Der Zauberer von
Oz“ beginnt Pico Iyer seine Ausführungen über „Die Kunst des Innehaltens“, das als TED ebook bei fischer verlage erschienen ist.
Bevor ich zu Lesen anfing, hatte ich mich eigentlich
innerlich auf einen Ratgeber vorbereitet. Doch damit lag ich nicht ganz
richtig. Enttäuscht war ich darüber allerdings nicht. Gleich am Anfang erklärt
der Autor: „Dieses Buch handelt einfach nur davon, wie ein Mensch versucht,
sich um seine Lieben zu kümmern, seine Arbeit zu bestreiten und irgendwie auf
Kurs zu bleiben in einer immer schneller werdenden Welt.“ Sind wir mal ehrlich –
das versuchen die Meisten von uns - mit mehr oder weniger Erfolg. Daher ist es
immer wieder interessant Einblicke in die Bemühungen Anderer zu bekommen. Das
macht umso mehr Spaß, wenn diese Eindrücke einprägsam und in einer leicht
verständlichen Sprache geschildert werden.
Wer von Pico Iyer, der als ein an der Harvard University
studierter Essayist gehandelt wird, Schachtelsätze oder verzwickte Sachverhalte
erwartet, der irrt. Die „Die Kunst des Innehaltens“ liest sich flüssig und
leicht. Die rund 100 Seiten sind gerade richtig für einen entspannten Nachmittag
oder Abend. Iyer nimmt uns mit auf eine Reise ins Nirgendwo. Er würzt diese
Unternehmung mit solchen Sätzen wie: „Natürlich braucht man Mut, um aus dem
Getümmel auszusteigen, so wie man Mut braucht um alles Notwendige zu tun,...“
oder „Stille hat nichts zu tun mit
Stillstand.“ Er scheint einfach nur auszusprechen, was man sich eigentlich schon
immer gedacht hat. In seinen Ausführungen begegnen wir den unterschiedlichsten
Menschen: dem Sänger Leonard Cohen, einem Mitarbeiter von Google, dem
buddhistischen Mönch und studierten Molekularbiologe Matthieu Ricard, einer Hausfrau
aus Kalifornien ... Sie alle sind auf der Suche nach einer „Kathedrale in der Zeit,
nicht im Raum“ nach dem einen Ort im
Nirgendwo. Pico Iyer fasst es für diese Menschen und uns alle zusammen: „In
einem Zeitalter der Beschleunigung, dachte ich schließlich, ist nichts
erholsamer als die Langsamkeit.“
Die Erkenntnis daraus ist ebenso erstaunlich wie simpel: „Bei
der Reise ins Nirgendwo, ... , geht es weniger darum, der Welt für immer den
Rücken zu kehren, als darum, hin und wieder Abstand zu gewinnen.“
Fazit: „Die Kunst des Innehaltens“ von fischer eebooks birgt viele kluge Sätze, welche man schon in der Leseprobe findet, die
man sich in seinen Kalender schreiben sollte. Es wäre schade, wenn sie in der
Hektik der Zeit wieder verloren gehen würden. Und für die tollen Bilder von
Edys S. Lunar Einarsdottir, die man zwischen den Zeilen findet, wäre es schön,
wenn man sie in einem gedruckten Bildband wiederfinden könnte. (Ich habe
versucht in meinen Archiv Fotos zu finden, die ein ganz klein wenig diese
Stimmung einfangen. Ich bin meilenweit von den Vorgaben der tollen Fotografin
mit isländischen und kanadischen Wurzeln entfernt. Aber immerhin habe ich sie
bei der Musik von Leonard Cohen herausgesucht!)
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