15.10.15

Pico Iyer – Die Kunst des Innehaltens



Pico Iyer – Die Kunst des Innehaltens

Und wenn ich je wieder suchen sollte,
wo  mein Herzenswunsch geblieben ist,
dann suche ich zuerst einmal bei mir.
Denn wenn er nicht da ist,
Habe ich ihn gar nicht erst verloren.

Mit diesen schönen Worten von Dorothy aus „Der Zauberer von Oz“ beginnt Pico Iyer seine Ausführungen über „Die Kunst des Innehaltens“, das als TED ebook bei fischer verlage erschienen ist.

Bevor ich zu Lesen anfing, hatte ich mich eigentlich innerlich auf einen Ratgeber vorbereitet. Doch damit lag ich nicht ganz richtig. Enttäuscht war ich darüber allerdings nicht. Gleich am Anfang erklärt der Autor: „Dieses Buch handelt einfach nur davon, wie ein Mensch versucht, sich um seine Lieben zu kümmern, seine Arbeit zu bestreiten und irgendwie auf Kurs zu bleiben in einer immer schneller werdenden Welt.“ Sind wir mal ehrlich – das versuchen die Meisten von uns - mit mehr oder weniger Erfolg. Daher ist es immer wieder interessant Einblicke in die Bemühungen Anderer zu bekommen. Das macht umso mehr Spaß, wenn diese Eindrücke einprägsam und in einer leicht verständlichen Sprache geschildert werden.


 Wer von Pico Iyer, der als ein an der Harvard University studierter Essayist gehandelt wird, Schachtelsätze oder verzwickte Sachverhalte erwartet, der irrt. Die „Die Kunst des Innehaltens“ liest sich flüssig und leicht. Die rund 100 Seiten sind gerade richtig für einen entspannten Nachmittag oder Abend. Iyer nimmt uns mit auf eine Reise ins Nirgendwo. Er würzt diese Unternehmung mit solchen Sätzen wie: „Natürlich braucht man Mut, um aus dem Getümmel auszusteigen, so wie man Mut braucht um alles Notwendige zu tun,...“ oder  „Stille hat nichts zu tun mit Stillstand.“ Er scheint einfach nur auszusprechen, was man sich eigentlich schon immer gedacht hat. In seinen Ausführungen begegnen wir den unterschiedlichsten Menschen: dem Sänger Leonard Cohen, einem Mitarbeiter von Google, dem buddhistischen Mönch und studierten Molekularbiologe Matthieu Ricard, einer Hausfrau aus Kalifornien ... Sie alle sind auf der Suche nach einer „Kathedrale in der Zeit, nicht im Raum“ nach dem einen Ort im Nirgendwo. Pico Iyer fasst es für diese Menschen und uns alle zusammen: „In einem Zeitalter der Beschleunigung, dachte ich schließlich, ist nichts erholsamer als die Langsamkeit.“


Die Erkenntnis daraus ist ebenso erstaunlich wie simpel: „Bei der Reise ins Nirgendwo, ... , geht es weniger darum, der Welt für immer den Rücken zu kehren, als darum, hin und wieder Abstand zu gewinnen.“

Fazit: „Die Kunst des Innehaltens“ von fischer eebooks birgt viele kluge Sätze, welche man schon in der Leseprobe findet, die man sich in seinen Kalender schreiben sollte. Es wäre schade, wenn sie in der Hektik der Zeit wieder verloren gehen würden. Und für die tollen Bilder von Edys S. Lunar Einarsdottir, die man zwischen den Zeilen findet, wäre es schön, wenn man sie in einem gedruckten Bildband wiederfinden könnte. (Ich habe versucht in meinen Archiv Fotos zu finden, die ein ganz klein wenig diese Stimmung einfangen. Ich bin meilenweit von den Vorgaben der tollen Fotografin mit isländischen und kanadischen Wurzeln entfernt. Aber immerhin habe ich sie bei der Musik von Leonard Cohen herausgesucht!)


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