13.2.12

Jack oder wie man mit Geduld und Beharrlichkeit zum Ziel kommt


Es ist etwa zwei oder sogar schon drei Jahre her, da saß mitten im Winter in unserer Garage, die wegen irgendwelcher Umbaumaßnahmen mal wieder kein Tor hatte, ein großer grauer Kater. „Jag ihn weg“ sagte mein Liebster „Wir haben genug Katzen“. „Eigentlich hat er recht“ dachte ich und versuchte ihn mit einem halbeherzigen „Husch, husch, weg da!“ zu vertreiben. Als Antwort bekam ich ein bösen fauchen. „Ich geh da nicht mehr hin, der beißt, ich habe Angst“ lautete meine Antwort auf die Frage ob ich ihn denn vertrieben hätte. Natürlich war er am nächsten Tag  noch da. Schließlich gab es hier Futter und ein schneesicheres, wenn auch nicht gerade warmes Plätzchen.  „Er ist noch da“ lautete am nächsten Abend die Bemerkung meines Liebsten. „Ich habe ihm eine Pappe auf seinen Platz gelegt, damit es von unten nicht so kalt ist“
???
Einen Abend später meinte er „Ich habe ihm ein Haus aus einem Karton gebaut – es ist ja doch ganz schön kalt.“
???
Natürlich habe ich pflichtschuldig Fotos gemacht, und diese beim Tierarzt und im Supermarkt ausgehängt. Aber niemand vermisste einen grauen Kater. So bekam er den Namen Jack und er blieb.
Im Laufe der Zeit versuchte er immer wieder ins Haus zu gelangen. Er schlich sich ein, er rannte über uns hinweg. Er versuchte es mit allen Tricks und steter Beharrlichkeit. Wann immer die Tür auf war, war Jack im Haus. 
Dort wohnen aber eigentlich nur die „eigenen“ Katzen. Die Findelkinder sollten sich eigentlich mit Stall, Schuppen, Garage und Nebengelass begnügen. Da wir zu Hochzeiten schon manchmal sieben Katzen hatten, erschien uns das eine vernünftige Regelung. Ich glaube es war Vicky Halls in ihrem Buch „Katzenflüsterin“, die meinte, man solle immer ein Katzenklo mehr aufstellen, als Katzen im Haus wohnen. Wo in Drei-Teufels-Namen sollte ich in meiner kleinen Hütte, denn acht Katzenklos aufstellen?
Also blieb es dabei, es gab feste Regeln wer ins Haus durfte und wer nicht. Alle hielten sich eigentlich daran – bis auf Jack.
Im letzten Herbst riss mir, ob der ewigen Streitereien der Kater, der Geduldsfaden und ich brachte sie nach und nach zum Tierarzt, damit sie kastriert wurden. Sie hatten das volle Mitleid meines Liebsten, aber ich kannte kein Erbarmen. Es ging einfach nicht, dass sie ständig wie die Furien übereinander herfielen. Und außerdem: die Mädels waren alle sofort sterilisiert worden um einer Katzenbaby-Schwämme vorzubeugen. Also, was sollte das Gejammer. 
Und ich sollte Recht behalten, danach wurde es wirklich merklich ruhiger. O.K. Freunde sind sie bis heute noch nicht, aber ich finde auf dem Hof keine ausgerissenen Haarbüschel als Zeichen eines wilden Kampfes mehr.
Jack hat es natürlich geschafft, nach seinem Eingriff so den Leidenden zu spielen, dass er „nur mal ab und zu“ mit ins Haus durfte. Inzwischen hat er alle Zimmer erobert und verbringt sogar die Nacht im Warmen. Dabei ist er so anhänglich, dass er stets versucht auf einem Schoß zu sitzen oder mit auf dem Sofa zu liegen. Dabei zieht er tatsächlich so ein Gesicht wie „ Habe ich doch gleich gesagt, dass ich hier her gehöre“.

4.2.12

Barfuß im Schnee


Es hat geschneit. Schon seit Tagen liegt eine schöne weiße Decke über dem Land. Natürlich hatte eigentlich niemand mehr mit diesem plötzlichen Wintereinbruch gerechnet. Zumindest ich nicht. Und so stehe ich mit ziemlich schlechtem Gewissen vor meinen Bonsais, denen ich die ganze Zeit erzählt habe, in diesem Winter bräuchte ich sie nicht einzugraben, denn es würde ja nicht sonderlich kalt werden. Ich befürchte dieser Leichtsinn wird einigen von ihnen das Leben kosten. Und ich bin schuld. 
 
Den Hasen scheint das Wetter überhaupt nichts auszumachen. Sie hüpfen fröhlich durch den Schnee und sind nicht gewillt sich vor der Dämmerung in ihren Stall sperren zu lassen. Die Meerschweine dagegen betrachten die weiße Pracht lieber von ihrem Stall aus. Wahrscheinlich befürchten sie mit Recht, dass ihnen die kleinen Füßchen erfrieren. Nichtsdestotrotz scheinen sie stets guter Laune und haben wie immer einen gesegneten Appetit. Die Hühner wandern tagsüber geschlossen ins leere Gewächshaus. Das Eierlegen haben sie inzwischen eingestellt. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Selbst die sonst so unternehmungslustigen Laufenten gesellen sich zur Hühnerschar. Ich habe den Eindruck, sie mögen den Schnee unter ihren Watschelfüßen gar nicht.
 
Die Katzen finden kalte Füße auch nicht so prickelnd und verzeihen sich in Haus uns Stall. Selbst Ronny, der Labradormischling, der eigentlich so ein Wetter liebt, hebt manchmal die Pfoten als wäre ihm kalt. Nur am Vogelfutterhaus herrscht reges Gedränge. Hier kann man auf kalte Füße keine Rücksicht nehmen, schließlich muss man sich den Bauch vollschlagen.  
 
Und ich? Ich drehe jeden Morgen im Dunkeln eine kleine und recht schnelle Runde barfuß durch den Schnee. Warum? Ich habe die meiste Zeit in meinem Leben kalte Füße gehabt. Nach so einem Barfußlauf kann man beinahe Spiegeleier auf meinen Füßen braten. (Wenn man denn Eier hätte). Es ist einfach herrlich. Man braucht nur etwas Mut und ein Handtuch zum schnellen Abtrocknen. Und meine Runde wird sogar jeden Tag ein klitzekleines bisschen länger!